Fashion, Ideenkiste

Willkommen in Narnia

Wer mich kennt weiß, dass Mode ein Thema ist, das mich absolut nicht beschäftigt. Ich ziehe an was mir gefällt, kombiniere hauptsächlich Schwarz mit Schwarz und schwanke dabei irgendwo zwischen Tomboy, Rockröhre und Lady.
In den letzten Wochen habe ich allerdings auf Instagram immer wieder BuJo-Seiten gesehen, von Frauen, die ihre Garderobe für die nächsten Wochen geplant haben – und das sah wirklich interessant aus. Nachdem ich mich vor Monaten erfolgreich dagegen gesträubt habe, mich mit diesem Trend zu befassen hat er mich nun doch eingeholt und ich möchte euch auf meine Reise mitnehmen.

Was ist ein Capsule Wardrobe?

In einem Capsule Wardrobe befindet sich zu jeder Jahreszeit genau so viel Kleidung wie du brauchst und kein Teil mehr – und kein Teil, das dir nicht gefällt. Die bekannteste „Regel“ hierzu ist 37 Teile pro Jahreszeit zu haben, wobei sich die Kapseln der einzelnen Jahreszeiten natürlich gerne auch überlappen dürfen: Warum solltest du deinen Lieblingscardigan nur im Herbst tragen dürfen?
Zu den Teilen in der Kapsel gehören (im Normalfall) Hosen, Röcke, Kleider, Oberteile, Jacken (indoor wie outdoor) und Schuhe. Also keine Accessoires und keine Handtaschen: Hier kann man sich richtig austoben.

Wieso interessiere gerade ich mich dafür?

Wie bereits erwähnt, bin ich ein Modemuffel. Aber seit einigen Monaten wohne ich „so halb“ bei meinem Freund und mein Kleiderschrank ist auch „so halb“ mitgekommen. Oder eher zu … zehn Prozent? Jedenfalls fühle ich mich, als würde ich immer das selbe tragen und häufig ärgere ich mich, dass ich „nichts zum Anziehen“ habe. (Ein Problem, dass ich nur selten hatte, als ich Zugriff auf meine gesamte Kleidung hatte.) Als ich bereits vor ein paar Monaten den Capsule Wardrobe Planern auf Instagram ausgesetzt war, hat mich das Thema noch kalt gelassen. Was soll ich mit so einem Modekram? Bei meinem Stil funktioniert das doch eh nicht. (Welcher Stil überhaupt?) Außerdem brauch ich das nicht, ich komm doch gut klar. Aber jetzt, wo ich mich einige Zeit aus einer vollkommen ungeplanten, durch Zufälle entstandenen Kapsel gekleidet habe, muss ich feststellen, dass ich alles andere als zufrieden bin. Das liegt nicht nur an meiner geringen Auswahl. Ich merke, dass wenn ich zu Hause bin, ich lange brauche, um mich zu entscheiden, was ich mitnehemn soll und was nicht. (Ich fahre mit der Bahn und kann nicht „mal eben“ alles mitnehmen. Außerdem könnte ich das auch gar nicht unterbringen.)

Es gibt viele Lieblingsstücke, die ich in den hintersten Ecken meines Kleiderschranks wieder gefunden habe und von denen ich mich frage, wie mir so lange nicht auffallen konnte, dass ich sie ewig nicht getragen habe. Und es gibt mehr als genug Teile, von denen ich nicht weiß, ob ich sie jemals an hatte und warum ich sie überhaupt gekauft habe. Also warum nicht den ganzen unliebsamen Kram loswerden und nur noch Lieblingsstücke tragen? Ich hab es nie für nötig gehalten, meinen Kleiderschrank so radikal auszumisten, aber ich denke, dass es schön sein wird, wirklich nur noch Kleidung zu haben, die mir gefällt und ich bin mir sicher, dass auch eine gewisse Stil-Änderung dabei stattfinden wird.

Auf ins Abenteuer!

Aber wie? In den unendlichen Weiten des Internets hat mich besonders der Blog un-fancy angesprochen und auch Mehr als Grünzeug hat einen inspirierenden Artikel zu bieten.
Die Essenz waren für mich folgende „Regeln“:

  • 37 Kleidungsstücke
  • Rule of Three: jede Art von Kleidungsstück in drei Variationen: schlicht, Statement Piece und irgendwas dazwischen
  • Erfahrungswert von Caroline von un-fancy: 15 Oberteile, 9 Hosen/Röcke, 9 Paar Schuhe
  • jedes Oberteil sollte mit mindestens 3 Hosen/Röcken kombinierbar sein und andersrum
  • 2 Hauptfarben, 1 Unterton, 3 Farben für Accessoires

Außerdem stellte sich mir zum ersten mal die Frage: Was ist überhaupt mein Stil? Auf un-fancy findet man einen schönen Planner, dem ich zwar nicht wirklich gefolgt bin, der mich aber durchaus inspiriert hat. Da ich selbst keine Antwort wusste, habe ich ein paar Freunde gefragt und die Antwort, die mir am besten gefallen hat war feminine Rock.

Da ich im Moment überall und nirgends wohne, ist die tatsächliche Umsetzung noch schwierig, vor allem was radikale Aussortieren angeht, aber planen kann ich meine Herbst-Kapsel ja schonmal. Mit ein bisschen Glück habe ich im September auch schon mein eigenes kleines Reich und kann das Ganze in die Tat umsetzen.

Was trägt man eigentlich im Herbst?

Das dürfte doch nicht all zu schwierig sein. Mit der Rule of Three und folgenden Kategorien kam ich schnell auf 24 Teile, die ich unbedingt dabei haben wollte:

  • Oberteile
    • Pullis
      • Blümchenmuster ✓
      • Slytherin-Wappen
      • kuscheliger V-neck ✓
    • Longsleeves
      • feiner, netzartiger Stoff (durchsichtig) ✓
      • Ärmel aus Spitze
      • Baseballshirt mit Tarnmuster ✓
    • Blusen
      • Karohemd ✓
      • beliebige Bluse (ausgewählt nach dem Farbschema, das sich später ergibt) ✓
      • weiße Bluse ✓
    • Strickjacken etc.
      • Slyhterin-Wappen
      • Collegejacke
      • beliebiger Cardigen (ausgewählt nach dem Farbschema, das sich später ergibt)✓
    • Outdoor Jacken
      • Lederjacke mit Nieten ✓
      • Harrington ✓
      • Parka ✓
  • Hosen
    • Lederhose ✓
    • Jeans im Destroyed Look
    • Röhrenjeans ✓
  • Röcke
    • schwarzer Jeansrock ✓
    • langer Rock ✓
    • Midi-Faltenrock
  • Kleider
    • Wednesday Adams Kleid
    • Spitzenkleid ✓
    • Strickkleid mit Katzenmotiv ✓

An diese Auswahl angelehnt habe ich mir Schuhe ausgewählt. Acht sind für mich mehr als genug:

  • Stiefel
    • Springerstiefel ✓
    • „normale“, bequeme Stiefeletten ✓
    • Stiefeletten mit breitem Absatz ✓
  • flache Schuhe
    • Chucks ✓
    • Vans ✓
    • Demonia Creepers als Statement Piece
  • Heels
    • Pumps ✓
    • elegante Stiefeletten mit Pfennigabsatz ✓

Bleiben also noch fünf Teile übrig. Bei den Jacken fehlt definitiv etwas für regnerisches oder besonders kaltes Wetter, also habe ich noch einen Kurzmantel und eine Regenjacke ergänzt. Three to go. Da ich nicht wirklich wusste, wie ich jetzt weiter machen soll, habe ich mich erstmal um das Farbschema gekümmert. Dazu habe ich meine ausgewählten Kleidungsstücke nach Farben „ausgewertet“ (1 Punkt für einfarbige, ½ Punkt für jede Farbe bei mehrfarbigen) und oh Wunder, meine Primärfarbe ist Schwarz und ich habe definitiv keine zweite Primärfarbe. Also habe ich mir die Farbpalette passend gemacht: Eine Primärfarbe, zwei Sekundärfarben, drei Farben für Akzente.
Meine Sekundärfarben für Herbst sind Weiß und Oliv; Akzente setze ich mit Grau, Rot und Creme.

Was brauch ich noch?

Natürlich könnte ich jetzt zufrieden sein mit meiner Auswahl und mit Stolz behaupten, dass ich nichtmal 35 Teile brauche. Aber ich würde mich in den Hintern beißen, wenn ich im Herbst in eine Situation komme, in der ich mich nicht zu meiner Zufriedenheit kleiden konnte – jetzt, wo ich doch endlich mal Arbeit in meine Outfits stecke.

Um heraus zu finden, welche Teile noch Kombinationsmöglichkeiten brauchen, hab ich eine Tabelle gemacht, in der jede Zeile für eine Hose/einen Rock stand und jede Spalte für ein Oberteil. Bei allem, was zusammen passt, habe ich ein Kreuzchen gesetzt. Wenn in einer Zeile oder Spalte am Ende weniger als drei Kreuze waren, entsprach es nicht einer der ersten „Regeln“. Auf diese Weise habe ich festgestellt, dass ich eine weitere Basic Jeans dazu nehmen sollte.
Anschließend habe ich ein bisschen über das Wetter im Herbst nachgedacht, und mir überlegt, dass ich über etwas kurzes dankbar wäre, wenn es wieder warm werden sollte, also: Hotpants und ein kurzer Rock. Tadaa, alle 37 Teile ausgenutzt.

Aber passt das wirklich alles zusammen?

Mit der Tabelle hat sich eigentlich alles zu meiner Zufriedenheit bestätigt. (Kleider, Jacken und Schuhe bestätigen sich in meinen Augen selbst.)
Aber ich habe trotzdem noch ein kleines Experiment durchgeführt: Fashion Sudokus. Das sind 4×4 Felder, in denen man in jeder Zeile, in jeder Spalte und in beiden Diagonalen jeweils ein Outfit ablesen kann, wenn man sie vollständig ausgefüllt hat.

Oberteil Hose/Rock Schuhe Accessoire
Accessoire Schuhe Hose/Rock Oberteil
Hose/Rock Oberteil Accessoire Schuhe
Schuhe Accessoire Oberteil Hose/Rock

Da Accessoires nicht mit in die Kapsel gehören, habe ich sie erstmal weg gelassen. Vielleicht ergänze ich sie zu einem späteren Zeitpunkt noch (oder teste, wie gut sich meine Jacken in das Sudoku einfügen). Jedenfalls habe ich beschlossen, alles was in mindestens ein Sudoku passt, hat seine Berechtigung in meiner Kapsel.
Ich habe meine Kleidungsstücke grob sortiert (casual, rockig, fancy)  und dann angefangen die Sudokus zu basteln. Dazu habe ich die App Smart Closet, gefüttert mit Produktfotos aus dem Internet, benutzt und im Lookbook statt einzelner Looks direkt ganze Sudokus eingefügt. Wie erwartet haben alle Sachen den Test bestanden, aber es hat einfach tierisch Spaß gemacht die Outfits zusammen zu tüfteln.

Veränderung

Zwischendurch überlege ich immer noch, ob ich nicht irgendein Teil austauschen sollte, ob ich nicht irgendwo eine bessere Alternative habe. Bis September kann ich mir noch genug den Kopf darüber zerbrechen. Es gibt nur eine wichtige Regel, die ich dabei beachten muss: Nie mehr rein als raus. Sonst wird das nichts mit dem Minimalismus.
Für die Shopping-Freunde unter euch habe ich noch einen weiteren Tipp gelesen. Fragt euch, wenn ihr etwas neues im Laden anprobiert, immer: „Würde ich mir dieses Teil aus dem Kleiderschrank nehmen, wenn mein Lieblingspulli daneben liegt?“ (Lieblingspulli steht hier stellvertretend für Lieblingskleid, Lieblingshose oder was auch immer du gerade für ein neues Kleidungsstück kaufen möchtest.)
Glücklicher Weise habe ich eine gewisse Abneigung gegen Shopping, aber ich bin gespannt, wie sich mein erster Capsule Versuch so bewährt und ob ich für den Winter den selben Ansatz wählen werde.

Falls ich bis September ausgezogen bin, werde ich euch meine Herbst-Kapsel etwas detaillierter vorstellen, aber bis dahin müssen die Beschreibungen reichen. (Ich traue mich nicht die Produktfotos hoch zu laden, da sie nicht von mir sind.)
Nachtrag vom 11.01.18: Natürlich bin ich immer noch nicht umgezogen. Vielleicht folgt eine Frühlings-Kapsel.

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